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Der Ökonom Ralf Welter führte aus, dass in der Lehre die Einseitigkeit der Informationen bezüglich wirtschaftspolitischer Modelle massiv zugenommen hat. Die Realität sei, dass in den Vorlesungen nur noch ein Lehrbuch, welches der Mainstream-Ökonomie zuzurechnen ist, eingesetzt wird.
Von einer Wahlmöglichkeit der Studierenden, wie sie in Zeiten vor dem Bologna-Prozess möglich war, sind wir immer weiter entfernt. Erschwerend kommt hinzu, dass die mikroökonomischen Theorien Dominanz bei der Ausbildung haben. Gerade diese mikroökonomischen Theorien sind geprägt von realitätsfernen Annahmen und Analysen.
Die politische Ökonomie ist nicht mehr bekannt, anstatt dieser haben nutzentheoretische Überlegungen, die stark mathematisiert dargestellt werden, die Oberhand bekommen. Diese Mathematisierung diffundierte in alle Bereiche der Ökonomie und die Ökonomie verlor ihre Bedeutung als Sozialwissenschaft.
Zudem wurde die Wirtschafts- und Sozialgeschichte ausgekoppelt. Den Wirtschaftswissenschaften fehlt jedes Verständnis der eigenen Genese. Doch Ökonomie ist nie unabhängig von der Zeit, in der sie formuliert wird.
Dies wird insbesondere deutlich, da der Referent in einem kurzen Überblick die Geschichte der Wirtschaftstheorie von Aristoteles bis heute anriss.
Die fehlende dogmengeschichtliche Ausbildung der Studierenden wird für die Zukunftsfähigkeit in der Ökonomie zu einem Problem, da Alternativen nicht bekannt sind und auch kein Bezug zu diesen hergestellt werden kann. Feministische oder grüne Ökonomie hat beispielsweise heutzutage keinerlei Bedeutung für das wirtschaftswissenschaftliche Studium in NRW. Nicht einmal ein europäischer Vergleich der Wirtschaftsordnungen ist möglich, Beispiel wäre hier die französische Theorie der Regulation.
Ohne heute wahrnehmbare kritische Ökonom*innen an Lehrstühlen fehlt selbst das Bewusstsein für diesen Missstand. Erst wenn wieder Vertreter*innen heterodoxer Ökonomien die Möglichkeit bekommen, diese in ihre Lehre und Forschung einzubauen, kann die Einseitigkeit der heutigen Mainstream-Ökonomie überwunden werden. Aber es liegt auch an der Politik, ob diese an alternativen ökonomischen Vorstellung Interesse zeigt.
Eine Ausbildung in politischer Ökonomie gehört wieder in den Kanon der wirtschaftswissenschaftlichen Fächer. Politik und Ökonomie getrennt zu behandeln ist realitätsfern. Ein Weitermachen wie bisher verbietet sich auch dann, wenn ökonomische Politikberatung gewünscht ist.
Wir brauchen eine Wahlfreiheit für Studierende, die Ökonomie nach ihrer eigenen Einstellung studieren, und wir brauchen Studierende, die bereit sind, sich hierauf auch einzulassen.
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