Internationaler Tag der Katastrophenvorbeugung

Hochwasser- und Starkregenschutz - wie kann ich mich schützen? Ein Text von Dr. Jörg Wagner, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

13.10.21 –

Die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli in Rheinland-Pfalz und und Nordrhein-Westfalen mit 180 Getöteten hat uns getroffen. Zugleich hat  sie deutlich gemacht, dass wir Menschen auch in einem so hoch entwickelten Land wie Deutschland ziemlich verletzlich sind. Jeden von uns hätte es treffen können. Und durch den Klimawandel werden solche Katastrophen künftig wahrscheinlicher.

Aber wie kann ich mich schützen? Wichtig ist zunächst, selber für sich Vorsorge zu treffen (und sich nicht ausschließlich auf den Staat zu verlassen), um auf eine Überschwemmung durch Hochwasser oder Starkregen vorbereitet zu sein.  Dies beginnt damit, eine aufgeladene Taschenlampe griffbereit zu haben, sobald die Wetterdienste einen starken und ergiebigen Regen vorhersagen. Denn meistens fällt mit einer Überschwemmung zugleich der Strom aus und im Dunkeln und mit zunehmender Panik geht jegliche Orientierung verloren. Ohnehin ist es nicht ratsam, den Lichtschalter zu betätigen, wenn die Wohnung oder das Haus geflutet wird, es droht ein tödlicher Stromschlag. Wer im Souterrain oder Erdgeschoss wohnt, sollte vorsorglich bei den Nachbarn in den höheren Geschossen fragen, ob sie oder er im Falle einer beginnenden Überschwemmung dort Schutz erhalten kann. In keinem Fall sollte das Haus bei einer Überschwemmung aber verlassen werden, es droht Lebensgefahr in den reißenden Wassermassen.

Autos in Tiefgaragen sollten frühzeitig evakuiert werden. Ebenso sollten teure Elektrogeräte aus dem Keller in höher gelegene Bereiche gebracht werden. Denn wenn das Wasser erst einmal da ist, sollte keinesfalls noch versucht werden, wertvolle Gegenstände zu retten. Schon bei 30 cm Wasserstand im Keller lassen sich Türen wegen des Wasserdrucks nicht mehr öffnen. Mehrere Menschen sind im Juli in ihren Kellern ertrunken, weil sie ihre Wertsachen noch schnell retten wollten und die Türen sich nicht mehr öffnen ließen.

Zudem ist es sinnvoll, sich vorsorglich für den Fall einer Katastrophe Kopien der wichtigsten Dokumente anzulegen und diese in einer griffbereiten Tasche (zugleich mit persönlichen Sachen zum Anziehen) aufzubewahren. Hausbesitzer sollten zudem eine Elementarschadensversicherung für Haus und Hausrat abschließen und vorsorglich eine Rückschlagklappe in das Abwasserrohr einbauen lassen, damit das Wasser nicht durch die Kanalisation in das Haus eindringen kann. Ebenso ist es hilfreich, eine transportable Wasserpumpe zu haben, um nach einer Überschwemmung die betroffenen Bereiche leer pumpen zu können. Sonst droht schnell ein Befall mit Schimmel, der eine aufwändige Sanierung erforderlich macht. Wer öfter von Starkregen betroffen ist, sollte sich schließlich Gedanken über die Anschaffung eines transportablen Dammbalkensystems machen.

Über diese im Grunde wenigen, aber sinnvollen Maßnahmen zum eigenen Schutz und zum Schutz von Wertegegenständen ist es natürlich Aufgabe des Staates, seine Bevölkerung vor Hochwasser- und Starkregenkatastrophen zu schützen. Daher ist geplant, ein bundesweites Warnsystem mittels einer Katastrophen-App aufzubauen, die die Bürgerinnen und Bürger innerhalb einer Handy-Zelle automatisch warnt. Die Länder überprüfen derzeit ihre Hochwasser-Gefahren- und Risikokarten, ob sie angesichts des Klimawandels noch zeitgemäß sind, ebenso ob und in welchem Umfang Starkregen-Gefahrenkarten erforderlich sind. Diese Karten sind wiederum Voraussetzung, um die kommunalen Bauleitplanungen zu überprüfen. Die Städte und Gemeinden, die an einem Fluss liegen, müssen zudem lernen, sich als Gefahren- und Solidargemeinschaft zu verstehen. Jede Hochwasserschutzmaßnahme am Oberlauf (durch Verbreiterung der Retentionsflächen oder den Bau von Flut-Poldern) hilft, Katastrophen am Unterlauf zu vermeiden. Die kommunale Planungshoheit ist daher dort eingeschränkt, wo neue Baumaßnahmen in Auen zu Gefahren für Leib oder Leben der Unterlieger führen können. Hierzu bedarf es verlässlicher Absprachen zwischen den Kommunen am Fluss, bei Bedarf aber auch eines Eingreifens der Wasserbehörden.

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