Tag der Städtepartnerschaften

Annerose Linden (Stadt Bergisch Gladbach) im Interview über die Gladbacher Städtepartnerschaften

Bergisch Gladbach führt – so wie viele andere Städte und Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis – eine Vielzahl an Städtepartnerschaften und -freundschaften. Konkret sind es hier Luton und Runnymede in Großbritannien, Bourgoin-Jallieu und Joinville-le-Pont in Frankreich, Velsen in den Niederlanden, Limassol auf Zypern, Marijampole in Litauen, Pszczyna in Polen, Beit Jala in Palästina, Ganey Tikva in Israel, Butscha in der Ukraine. Im Namen der Stadt hat uns Annerose Linden (Büro des Bürgermeisters) einige Fragen rund um die Gladbacher Städtepartnerschaften beantwortet und erzählt, warum sie so wertvoll sind.

  1. Was verändert/bewegt eine Städtepartnerschaft konkret für die involvierten Städte?

Städtepartnerschaften sind Netzwerke in der ganzen Welt. Hier begegnen sich Menschen auf Augenhöhe und suchen den persönlichen Austausch. Insofern haben die Einblicke und das Verständnis für die Kultur anderer Länder, die im Rahmen einer Städtepartnerschaft gewonnen werden, oft eine ganz andere Qualität als die klassischen touristischen Eindrücke. Der ursprüngliche Sinn und Zweck war ja, nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg die Feindschaft zwischen den Völkern zu begraben und durch das Kennenlernen der Menschen untereinander über Grenzen hinweg Freundschaften aufzubauen. Für das geeinte Europa war dies aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Baustein, genau wie die Partnerschaften mit osteuropäischen Städten nach dem Mauerfall. Und unsere Verbindungen nach Nahost und in die Ukraine sind später entweder aus privat-bürgerschaftlichen Kontakten entstanden oder – bei Butscha – als Antwort auf den erneuten Wahnsinn des dortigen Krieges.

  1. Was war die letzte größere Aktion, die im Rahmen einer Partnerschaft organisiert wurde?

Bürgermeister Frank Stein besuchte mit einer kleinen Delegation, zu der auch Mila Möltgen und ich zählten, im März 2023 die Partnerstädte Beit Jala (Palästinensische Autonomiegebiete) und Ganey Tikva (Israel). Diese Reise hat uns die Spannungsfelder und die Probleme im täglichen Leben auf beiden Seiten vor Augen geführt. Sie hat aber auch gezeigt, wie viel Kultur, Gastfreundschaft und Verbundenheit es auf beiden Seiten gibt. Man schließt in kurzer Zeit Freundschaften, die das Leben sehr bereichern. Es gab auch Arbeitstreffen in Beit Jala mit dem Ziel, Entwicklungsprojekte zu fördern. 

  1. Haben Sie persönlich einen Liebling unter den Partnerschaftsbünden? Und wenn ja, warum diesen?

Momentan ist mein Herz von der Reise nach Beit Jala und Ganey Tikva noch erfüllt. Aber auch an den meisten anderen Partnerstädten sind wir nah dran und haben sehr herzliche Kontakte. Gleichwohl berührt mich die Partnerschaft zu Beit Jala besonders. Bevor diese im Jahr 2011 formal eingegangen wurde, war ich neu im Thema Städtepartnerschaften. Gleich zu Beginn war ich in die Vorbereitungen zum Beschluss auf beiden Seiten eingebunden und bereitete die Reise für den Antrittsbesuch in Beit Jala vor. Das hat mich schon ein wenig geprägt.

  1. Gibt es aktuell Pläne für neue Partnerschaften?

Es gibt nach der Begründung der Städtepartnerschaft mit Butscha derzeit keine neuen Pläne. Bei 11 Partnerstädten scheint der Bedarf aus der Bevölkerung und der Politik zunächst einmal gesättigt zu sein. Aber natürlich war das Eingehen der neuen Partnerschaft ein starkes Symbol und hat viel bewegt, was die konkrete Unterstützung der Menschen in Butscha betrifft. Viele Hilfslieferungen sind eingetroffen und es geht immer weiter. Hier sieht man: Städtepartnerschaften sind wichtige Instrumente zur Völkerverständigung und zur Solidarität. Dass Menschen aus der Ukraine in Bergisch Gladbach von vielen Menschen besonders offen willkommen geheißen werden, mag auch an der Städtepartnerschaft zu Butscha liegen. Mit den Partnerstädten zeigt Bergisch Gladbach allgemein Internationalität und Offenheit, mit der Partnerstadt in der Ukraine zusätzlich aber auch Mitgefühl und Solidarität für die Menschen angesichts des russischen Angriffskrieges. 

  1. Haben Sie selbst schonmal an einer gemeinsamen Aktion mit einer Partnerstadt teilgenommen? Können Sie kurz Ihre Eindrücke schildern?

Ich habe schon viele bewegende Aktionen mit organisiert oder begleitet.  Die Einweihung des „Platz der Partnerstädte“ in Bergisch Gladbach in 2016 war etwas Besonderes. Sie fand im Rahmen des Stadt- und Kulturfestes im September statt. Eingeladen waren Bürgermeister-Delegationen aus allen Partnerstädten. Bei strahlendem Sonnenschein, mit Musik und kulturellem Begleitprogramm, wurde der Platz neben dem Bahnhof in Bergisch Gladbachs Stadtmitte eingeweiht. Alle Gäste fanden freundliche Worte – es war ein Fest der Kulturen, ein Fest unter Freunden. Das ganze Wochenende war davon geprägt.

  1. Mit welcher Partnerstadt pflegt Bergisch Gladbach die intensivsten Beziehungen?

Die Frage ist sehr schwer zu beantworten. In den letzten zehn Jahren sind in unserer Stadt viele Vereine und Arbeitskreise gegründet worden, die sehr bewusst auf bürgerschaftlicher Ebene die Städtepartnerschaften pflegen. Die Partnerschaften zu den Städten in England, Frankreich, Polen, Litauen, Israel, Palästina und neuerdings auch in der Ukraine haben über dieses ehrenamtliche Engagement einen ungeheuren Schub erhalten. Dafür kann man den Menschen, die sich hier einsetzen, nicht genügend dankbar sein. Besonders intensiv ist aus nachvollziehbaren Gründen zurzeit der Kontakt zu Butscha, der jüngsten Partnerschaft aus 2022. Hier geht es um Existentielles.

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