21.07.25 –
Am 21. Juli wird weltweit an Menschen erinnert, die durch den Konsum psychoaktiver Substanzen ihr Leben verloren haben. Allein in Deutschland waren es im Jahr 2024 2.137 Tote, die meisten von ihnen Männer, im Durchschnitt kaum älter als 40 Jahre. Die meisten dieser Tode waren vermeidbar – und genau darum geht es an diesem Gedenktag: Nicht um moralische Bewertung, sondern um politische und gesellschaftliche Verantwortung.
Die Betroffenen starben nicht, weil sie „versagt“ hätten oder weil ihr Lebensstil „falsch“ war, sondern weil die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sie im Stich ließen. Die Realität zeigt: Mischkonsum, verunreinigte Substanzen, fehlende Informationen, kein Zugang zu medizinischer Versorgung – das sind die tatsächlichen Ursachen.
Dabei gibt es längst effektive, wissenschaftlich belegte Maßnahmen, mit denen sich viele dieser Todesfälle verhindern ließen:
Drugchecking, um gefährliche Substanzen frühzeitig zu erkennen
Drogenkonsumräume, die Konsumierende medizinisch begleiten
flächendeckender Zugang zu Naloxon, das bei Überdosierungen Leben rettet
Substitutionstherapie, die Stabilität und neue Perspektiven schafft
Frühwarnsysteme, die auf neue Substanzen und Trends schnell reagieren
Jeder einzelne Todesfall ist einer zu viel. Es ist Zeit, diesen Menschen zu helfen, statt sie weiter zu stigmatisieren oder moralisch zu bewerten.
Gerade im Rheinisch-Bergischen Kreis zeigt sich die Untätigkeit besonders deutlich:
Weder existieren Drogenkonsumräume, noch gibt es ein Angebot für Drugchecking. Menschen, die konsumieren, sind auf sich allein gestellt – mit allen Risiken. Wer hier auf der Straße konsumiert, tut das oft unter lebensgefährlichen Bedingungen, ohne medizinische Aufsicht, ohne Information über Substanzreinheit und ohne Zugang zu lebensrettenden Notfallmitteln wie Naloxon.
Diese strukturellen Lücken sind keine technische Frage, sondern eine politische Entscheidung – oder besser: eine Verantwortungsverweigerung. Der Schutz von Leben darf nicht vom Wohnort abhängen.
Was in der öffentlichen Debatte oft ausgeblendet wird: Die Zahl der Toten durch legale Drogen wie Alkohol, Tabak, Medikamente – und in einem weiteren Sinne auch durch Zucker als Bestandteil ungesunder Ernährung – ist um ein Vielfaches höher als bei illegalisierten Substanzen.
Alkohol: jährlich rund 74.000 Todesfälle in Deutschland
Tabak: rund 127.000 Tote pro Jahr
Medikamentenmissbrauch: stark wachsend, vor allem bei Schmerzmitteln und Beruhigungsmitteln
Doch an diese Toten wird am 21. Juli kaum erinnert. Warum?
Weil die tödlichen Substanzen legal sind. Weil sie Teil unserer Kultur und unseres Alltags sind. Weil sie wirtschaftlich relevant sind – mit enormen Profiten für Konzerne, Werbung und Steuereinnahmen.
Dieser Gedenktag macht deutlich: Nicht die Substanz entscheidet über Leben und Tod – sondern der politische und gesellschaftliche Umgang mit ihr. Die Toten des „legalen“ Konsums verschwinden im Schweigen, während Konsumierende illegalisierter Substanzen kriminalisiert, stigmatisiert und im Stich gelassen werden.
Wir brauchen einen Kurswechsel in der Drogenpolitik – einen, der sich an der Wirklichkeit und nicht an moralischen Vorstellungen orientiert. Einen, der Menschen schützt, anstatt sie zu verfolgen. Einen, der Gesundheit vor Strafrecht stellt.
Wir brauchen flächendeckende Hilfsangebote, unabhängig vom Wohnort – auch im Rheinisch-Bergischen Kreis.
Wir brauchen weniger Stigma, mehr Aufklärung.
Und wir brauchen endlich den Mut, über alle Drogen zu sprechen – nicht nur über die illegalisierten.
Der Internationale Gedenktag für verstorbene drogengebrauchende Menschen ist ein stiller Protest gegen das Wegsehen, das Verdrängen, das Vergessen. Er erinnert an Menschen, deren Leben hätte gerettet werden können – wenn man sie nicht nur als „Süchtige“, sondern als Mitmenschen gesehen hätte.
Lasst uns ihrer gedenken – indem wir handeln.
Denn jedes Leben zählt. Auch hier. Auch jetzt.
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